Donnerstag, Dezember 12

Wieso Paypal mit seinem neuen Checkout Marktanteile gewinnt

Die Einführung der neuen Technologie Paypal Checkout im deutschsprachigen Raum sorgt dafür, das Händler kaum noch Bedarf für einen klassischen Payment-Service-Provider haben. Der Kampf um Marktanteile wird für viele jetzt schwer werden.

Kund:in kauft bei einer Tasse Kaffee online ein und nutzt PayPal Checkout auf ihrem Smartphone.

Paypal führt Paypal Checkout ein. Für alle, die den Überblick bei den vielen Paypal-Diensten und Neuerungen verloren haben: Das ist ein komplett neuer Dienst auf einer neuen technologischen Basis. PayPal vereint in diesem neuen Produkt für Onlineshops nicht nur viele seiner Paypal-eigenen Dienste, Zahlarten und Komfortfunktionen, sondern integriert nahtlos viele neue Zahlungsarten. Beispielsweise Sofort, Giropay oder andere lokale Zahlungsarten, die nur im Ausland verfügbar sind, wie die österreichische Zahlart Eps oder das aus den Niederlanden stammende ideal.
Und genau da wird es spannend, denn ein großes Alleinstellungsmerkmal eines Payment-Service-Providers (PSP) gegenüber Paypal ist die Unterstützung vieler unabhängiger Zahlungsarten. Und genau dieses Alleinstellungsmerkmal raubt PayPal Checkout jetzt den unabhängigen PSPs.

PayPal Checkout im Kurzüberblick

PayPal Checkout im Einsatz bei einem Händler, alle eingeblendeten Zahlungsarten werden über den PayPal Checkout abgewickelt. (Screenshot: epyllion.de)

Vor der genaueren Betrachtung der strategischen Auswirkungen des neuen Paypal Checkouts hier die wichtigsten Fakten zu dem neuen Paypal Produkt:

  • PayPal-eigene Dienste und Zahlarten, die mit PayPal Account genutzt werden: Ratenzahlung, Bezahlen nach 30 Tagen (Zahlungsfrist kann vom Kunden nach dem Kauf verlängert werden auf 54 oder 84 Tage), alle im Paypal-Wallet hinterlegten Zahlungsmethoden samt Lastschrift.
  • Zahlungsarten, die ohne Paypal Account genutzt werden können: Rechnungskauf per Ratepay, Kreditkartenzahlungen, alle lokalen Zahlungsarten aus dem In- und Ausland wie SOFORT, Giropay, Bancontakt aus Belgien, eps aus Östterreich, ​iDEAL aus den Niederlanden, MyBank aus Italien und BLIK und Przelewy24 aus Polen sowie Trustly aus Schweden.
  • Paypal One Touch, die Paypal-Zahlung ohne Login, ist prinzipiell ebenfalls verfügbar. (Immer noch eine Erleichterung, auch wenn diese Loginvermeidung seit der neuen EU-Zahlungsdiensterichtlinie aufgrund der zusätzlichen Sicherheitsfaktoren nicht mehr so fluffig läuft wie früher.)
  • Neue Schnittstelle, die auf Frames verzichtet und nativ in die jeweiligen Onlineshops eingebunden wird – nahtlosere und störungsfreiere Zahlungsabwicklung.

Der neue Checkout ist seit Ende März bzw. Anfang April in Deutschland schon bei den in Deutschland führenden Shopsystemen Shopware, Oxid esales, plentyShop von plentymarkets sowie Gambio und modified erhältlich. Magento, Woocommerce und Epages sollen laut Paypal bald folgen.

Die Integration oder der Wechsel zu PayPal Checkout ist nicht kompliziert, ein simples Plugin beziehungsweise das Update desselben reicht aus. Im plentymarkets Blogbeitrag zum Start von PayPal Checkout wird die Händlerin Nicole von SinnWunder zitiert: „Die Einrichtung des neuen PayPal-Plugins ist leicht durchzuführen und intuitiv.“ 

Deshalb wird Paypal stark Marktanteile gewinnen

Kleine bis mittlere Händler und alle, die eine der oben genannten Shop-Lösungen verwenden, werden also schnell und ohne Aufwand migrieren können. Die Frage, die sich diesen Händlern aber zukünftig stellt: Brauche ich überhaupt noch einen weiteren Payment-Service-Provider neben Paypal?

Paypal ist Pflichtprogramm, aufgrund der Verbreitung und Beliebtheit bei den Kunden kann es sich kaum ein Onlineshop leisten auf Paypal zu verzichten. Um dann weitere Zahlungsmethoden zu integrieren, vor allem auch Zahlungsmethoden, die ohne Paypal-Konto genutzt werden können, mussten Händler bisher weitere Anbieter nutzen und weitere Verträge abschließen. Denn ebenso wie ein Checkout ohne Paypal Schwächen in der Konversionsstatistik zeigt, hat ein Checkout, der nur Paypal bietet, seine Probleme. Es gibt auch Kunden, die (unter Umständen sogar ausdrücklich) nicht über Paypal bezahlen wollen.

Aktualisieren jetzt Händler ihre Onlineshops mit dem neuen Paypal Plugin, dann besteht die Gefahr, dass viele ihren Checkout aufräumen und „überflüssig“ gewordene Zahlungsarten von unabhängigen Providern aussortieren, die jetzt auch von Paypal abgedeckt werden. Zweimal Sofort oder Giropay sollte ja schließlich nicht im Checkout auftauchen – da auch Rechnungskauf und Kreditkartenzahlung jetzt ohne Paypal-Konto möglich sind, wird sich der Händler schnell die Frage stellen wozu er überhaupt noch einen weiteren Anbieter und ein weiteres Plugin in seinen Shop integrieren soll.

Denn mehrere Anbieter und mehrere Plugins erhöhen den Wartungsaufwand, alle Umsätze zu bündeln ermöglicht dem Händler vielleicht sogar eine neue Gebührenvereinbarung mit Paypal, kurzum: hier wird sich der eine oder andere Händler stillschweigend ganz von seinem zusätzlichen Payment-Service-Provider verabschieden.

Im Enterprise Bereich wird sich die Frage nach dem Sinn weiterer Payment Service Provider auch stellen, denn das Braintree SDK erlaubt eine Custom Integration des Paypal Checkouts, die auch Apple Pay und Google Pay ermöglicht.

Der Kampf um Marktanteile wird also zukünftig noch härter im Payment Markt und unter Umständen müssen PSPs härter an ihren Konditionen schrauben um Kunden zu halten und zu gewinnen.

1 Comment

  • Andreas Becker

    Guter Beitrag und ich stimme dir vollkommen zu. Der einzige aber entscheidende Grund sich noch für einen anderen Anbieter neben Paypal zu entscheiden sind die Gebühren. Quasi alle Zahlungsarten außer Paypal selbst kriegt man anderswo wesentlich günstiger.
    z.B. bei Mollie, Adyen oder Unzer. Langfristig lohnt sich dafür ein 2tes Plugin zu installieren auf jeden Fall.

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